Im Zentrum der Arbeiten von
Billi Methe stehen Ambivalenzen:
Natur und Kultur, Fragmentierung
und Integration, Bildung und
Zerstörung. In diesen Spannungs-
feldern sucht der Mensch seine
Bestimmung und als bildlich ge-
wordene Spiegelung dieser Suche
oszillieren Billi Methes Werke
zwischen den Welten.
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Das Fundament dieser malerischen
Recherche formt sich aus:
Geometrie, Farbverläufen und dem
Hin und Her von Abstraktion und
Konkretisierung. Ausgangspunkt
eines Bildentwurfs kann beispiels-
weise ein Rechteck bilden, das in
geometrische Teilstücke zerlegt
und diese so lange an- und umge-
ordnet werden bis sie sich zu
Mustern und Motiven wandeln.
Ebene um Ebene wachsen so sich
überlagernde Einzelbilder und
akkurate Kanten heran, die dabei
von Billi Methe malerisch ge-
schickt mit den weichen Verläufen
aus Farbe verwebt werden.
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Aus dieser zunächst undurchdring-
lich wirkenden Komplexität schälen
sich nach längerer Betrachtung fan-
tastische Geschöpfe aus der Welt
der Flora und Fauna:
Rochen, Zebras, Schlangen, Vögel,
Pflanzenmuster und Fossilien ver-
stecken sich im Gewirr und warten
nur darauf, vom Auge des Betrach-
ters zum Leben erweckt zu werden.
In diesen dynamischen Bildern ist
die Natur die Protagonistin, für
welche die Leinwand zur Bühne
für ihre wilde, übermächtige und
chaotische Schönheit wird.
Bei der Werkserie "ATOM"
findet der Prozess des Teilens und
Ordnens nicht exklusiv durch
Billi Methe statt. Die Arbeit kann
ebenso von anderen Personen neu
arrangiert werden. Dazu besteht
das Werk aus drei autonomen Split-
tern die korrekt zusammengesetzt,
als Ausgangsform, ein Rechteck bil-
den. Beliebig gedreht und kombi-
niert lassen sich aus den Bruch-
stücken neue Muster, Formationen
und Objekte erschaffen. So transfor-
mierten Betrachter die Werke
„Atom 1 und 2“ u. a. in ein Boot,
in einen Baum, in einen Diamanten
und in ein Raumschiff.
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Bei der Serie "SUPERHAUFEN"
definiert der Betrachter oben,
unten,Hoch- oder Querformat,
je nachdem erscheinen die Motive.
Doch auch bestimmte Positionier-
ungen vor dem Werk können Mo-
tive eröffnen. Die in den Rahmen ein-
gebauten Spiegel vervollständigen
die Drei-, Vier- oder Sechsecke, Tra-
peze, Kreise, Linien und Farbspritz-
ungen, sodass zusammen mit der
Spiegelung beispielsweise ein schil-
lernder Falter erwacht. Viele Kunst-
werke tragen daher von ihr ent-
worfene Rahmungen, die ihre
Arbeiten vervollständigen.
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Der fraktale Ansatz und die Ge-
danken zur Oszillation der Gegen-
sätze enden bei Billi Methes Arbei-
ten also nicht immer mit dem Bild
selbst, sie können sich von der
ersten Form auf dem Blatt, über das
Werk, seine Rahmung und seine
Hängung bis hin zu einer Interak-
tion bruchstückartig oder als
Ganzes entfalten. So ist es nicht
verwunderlich, dass sich das Spiel
der Gegensätze ebenso bei der
Wahl und der Kombination von
Materialien und Techniken fortsetzt.
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Neben klassischen Bildträgern,
Acrylfarben und Pinseln kommen
bei Billi Methe Straßenkarton,
echtes Blattgold ab 23 Karat, Tape,
Schablone und Skalpell zum Ein-
satz. Mit Hilfe dieser Werkzeuge
entwirft und malt die Künstlerin die
verzweigten Flächen und Gewebe
auf die Fundstücke. Durch diese
Arbeitsweise wirken die Oberflächen
der Arbeiten oft wie mit einer
Schere zugeschnitten.
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Zwischen Zufall und Absicht
entstehen so spannungsreiche,
tiefgründige Werke, in denen die
Gedanken zur Oszillation von
Max Ernst und die Drip Paintings
von Jackson Pollock aufgegriffen
werden, um mit der fraktalen Geo-
metrie des Mathematikers Benoît
Mandelbrot zu verschmelzen.
Für uns sind die Werke von Billi Methe
eine Einladung,in das Geheimnis des
Raum-Zeit-Kontinuums einzutauchen,
sich in optischen Illusionen zuverlieren.
Während der Blick suchend immer
tiefer ins Chaos fällt, katapultiert uns
die Explosion an Farben dann wieder
zurück ins weltliche und verweist uns
auf die Subjektivität unserer eigenen
Interpretation von Realität. Eine Welt
ohne Wahrheit, aber voller Möglich-
keiten. So erfasst uns eine sinnliche
Ahnung vom kosmischen Gleichge-
wicht zwischen Zufall und Absicht,
zwischen Realität und Fiktion,
zwischen Faktum und Interpretation.